Texans College Block Ausgabe 2

College Quarterback ist nicht gleich College Quarterback

Ich begrüße euch ganz herzlich zur zweiten Ausgabe des Texans College Blocks 

Wie in der ersten Ausgabe angekündigt, werde ich mich heute mit dem Thema Quarterback beschäftigen. Ich möchte euch zeigen, welche Spielmacher dieses Jahr das College verlassen und aus meiner Sicht Qualitäten für einen Starterjob in der NFL haben. Vorab möchte ich euch allerdings eine kleine Timeline vorstellen, womit ich mich wann beschäftigen möchte. Da das Thema College Football extrem umfangreich ist, werde ich mich vorerst mit den Spielern befassen, die den Draft 2023 auf meinen diesjährigen Scouting Positionen dominieren oder in späteren Runden interessant werden könnten. Nach dem Draft werde ich mich mit College Vorstellungen und meiner Watchlist für 2024 beschäftigen.

Zu Beginn möchte ich euch anhand eines Beispiels zeigen, dass Quarterbacks teilweise sehr schwer zu bewerten sind. Dabei spielt es eine Rolle, in welchem Umfeld und unter welchen Umständen der Quarterback spielt. Nehmen wir einmal einen typischen „Stats Bomber“: Im April 2018 ging Josh Rosen (UCLA) an 10th Overall zu den Arizona Cardinals. Nur ein Jahr später war seine Karriere als Starter auch schon beendet. Das Team entschied sich, ihn zu traden. Dies hatte mehrere Gründe, vor allem natürlich seine Ergebnisse. 11 Touchdowns, 14 Interceptions und nur 55,2% aller Bälle sind angekommen. Dazu waren die Cardinals das schlechteste Team der NFL und hatten dadurch 2019 den First Overall Pick. Doch wieso lieferte er in der NFL nicht solche Ergebnisse wie am College? 

Der Spielmacher von UCLA hatte während seiner College-Zeit 59 Touchdowns zu 26 Interceptions geworfen. In den drei Jahren erzielte er zudem 9340 Yards durch die Luft. Rein auf dem Papier sieht das doch gut aus, oder nicht? Der Haken liegt im College. UCLA ist nicht für ein sonderlich schweres Schedule bekannt. Wenn man sich das Verhalten mancher Secondaries auf manchen Tapes ansieht, ist es keine große Kunst den freien Spieler zu finden. Im Scouting eines Quarterbacks ist die Kunst zu sehen, ob der Spieler sich mit dem NFL Niveau zurechtfinden kann. Ob seine Reads stimmen, wie er sich zum Wurf sowie den Ball positioniert, ob er mit Druck durch die Defensive Line zurechtkommt oder ob sein Zeitmanagement stimmt. Das sind unter anderem Faktoren, die man im Scouting sehen muss, besonders gegen Colleges wie Arizona, Colorado, Stanford und Arizona State, die allesamt dieses Jahr über 30 Punkte im Schnitt zugelassen haben. Diese Conference, in der UCLA spielt, heißt Pac-12 und ist dafür bekannt, Highscore Games am laufenden Band zu produzieren. 

Rosen wurde hoch gehandelt, fiel aber im Draft sehr tief zu aller Überraschung. Nachdem er seinen Job bei den Cardinals verloren hatte, sind viele Gründe bekannt geworden. Dazu zählen unter anderem starke Charakterprobleme und Insiderberichte, die ihn als “Uncoachable” bezeichnen. Er habe keine Ratschläge von Teamkameraden annehmen wollen, zudem war er abseits des Feldes mehr mit anderen Dingen beschäftigt. Dem ganzen folgten im Spiel oft viele Fehler. Zu späte und schlecht platzierte Bälle, mit denen er versuchte die Situation noch zu retten. Diese endeten jedoch oft in Incompletions oder Interceptions. Des Weiteren war seine Pocket Mobilität die schlechteste im Vergleich zu Sam Darnold (USC), Baker Mayfield (Oklahoma) und Josh Allen (Wyoming), die im selben Jahr vor ihm gedraftet wurden. Und dann kam noch eines der größten Probleme: Er hatte eine bedenkliche Verletzungshistorie. Unter anderem erlitt er zwei Gehirnerschütterungen und eine Schulterverletzung. Das sind Dinge, die den Teams Angst machen. Doch die Arizona Cardinals schauten darüber hinweg und holten ihn. Es war allerdings vergeblich, Josh Rosen gehört nun zu den größten Draft Nieten seit 2000. 

Ich erwähnte in dem Beispiel bereits die Pac-12. Es ist eine Highscore Conference, die aber auch schon einige Talente in die NFL brachte. Um das ganze für heute auf die Spieler zu beschränken, möchte ich hier aber nur ein paar große Talente aus der Pac-12 aufzählen. Nennen möchte ich Defense Spieler wie Eric Weddle (Utah), Deforest Buckner (Oregon), Cory Littleton (Washington) und zuletzt Brian Cushing (USC). Aber diese Conference ist eher für ihre Offenses bekannt, um einmal ein paar Talente auf der offensiven Seite zu nennen: wäre da zum einen Amon-Ra St. Brown (USC), Marcel Reese (Washington), Justin Herbert (Oregon) und Alex Smith (Utah).

Gibt es Colleges, die besonders Lohnenswert für Quarterbacks sind?

Vorab kann man das nicht zu 100% verallgemeinern. Es gibt Colleges, die eher dazu in der Lage sind, ein Talent zu einem NFL Spieler umzusetzen als andere. Welche Schule man direkt nennen muss, ist Alabama. Die Crimson Tide brachten in den vergangenen 10 Jahren drei Quarterbacks direkt in die Liga. Der erste Spielmacher ist hier zuerst Mac Jones, der 15th Overall im Draft 2021 der zu den New England Patriots ging. Der nächste QB in der Historie ist Tua Tagovailoa, der geborene Hawaiianer wurde an 5th Overall zu den Miami Dolphins im Jahr 2020 gedraftet. Der letzte bekannte Name ist A.J. McCarron, der an 164th Overall im Jahre 2014 zu den Cincinnati Bengals fiel. Auch erwähne ich ganz gerne Jalen Hurts. Der Spielmacher verbrachte drei Jahre bei Alabama, bevor ihn Tua Tagovailoa als Starter ersetzte und Hurts zu den Oklahoma Sooners transferiert wurde. An diesem College spielte er dann sein Senior Year und wurde mit dem 53th Overall Pick im Jahr 2020 zu den Philadelphia Eagles geholt.

Wo wir nun auch hier direkt mit Oklahoma weitermachen werden. Vielleicht haben viele dieses College gar nicht auf dem Schirm, aber man kann hier mehr Namen in den letzten 10 Jahren verbuchen als bei Alabama. Als erstes nenne ich natürlich auch Jalen Hurts, der ein wenig weiter oben bereits Thema war. Doch um weitere Namen zu nennen, wären wir zum anderen bei Kyler Murray, der 2019 den Draft dominierte. Er ging mit dem First Overall zu den Arizona Cardinals und erlangte sofort Josh Rosens Platz. In der Historie nur ein Jahr früher, fiel 2018 bereits ein Quarterback der Sooners als First Overall Pick. Baker Mayfield ist hier gemeint, er ging 2018 zu den Cleveland Browns. Nach Mayfields Pick klafft hier eine große Lücke bis 2013, als die Pittsburgh Steelers Landry Jones an 115th Overall nahmen, der aber nie eine Relevanz hatte. Wen ich aber ebenfalls nennen wollen würde, wäre Sam Bradford, der genau wie Mayfield und Murray an First Overall im Jahr 2010 zu den damals in St. Louis angesiedelten Rams ging.

Auch beliebte Colleges sind hier, um das ganze ein wenig zu kürzen, Clemson, die mit Trevor Lawrence und Deshaun Watson in ihrer Historie zwei sehr bekannte Spieler aufweisen. Ohio State, die mit Justin Fields und Dwayne Haskins bekannte Namen hervorbrachten, sowie Oregon, die mit Marcus Mariota und Justin Herbert zwei sehr namhafte Spieler in der NFL haben. Auch USC macht momentan von sich reden durch Sam Darnold der 2018 in die NFL kam und Caleb Williams, der für 2024 als eines der größten Talente gilt. Caleb Williams war ursprünglich bei Oklahoma, zusammen mit Spencer Rattler, der ebenfalls noch auf dem Radar für 2024 steht. Beide verließen Oklahoma, Rattler ging nach South Carolina und Williams nach USC. Beide sind erneute Beispiele, wieso Oklahoma ein sehr gutes Beispiel für gute Quarterbacks ist.

With the 2nd pick 2023 the Houston Texans select…

Nun gehen wir zum Thema Scouting, nachdem das Thema Historie ein wenig behandelt worden ist. Ich sehe weiterhin den größten Need in unserem Team auf der Quarterback Position. Davis Mills ist ein solider Backup, aber kein Franchise QB. Ob das unser neuer Head Coach Demeco Ryans und General Manager Nick Caserio auch so sehen, werden wir wahrscheinlich erst im April beim Draft beobachten. Aus dem gegebenen Stand allerdings erzähle ich nun von den aktuellen Top QB Prospects des NFL Draft 2023.

Bryce Young – QB – Alabama

Allem voran kommt man nicht um den wahrscheinlich komplettesten Quarterback 2023 herum. Bryce Young ist nach Tua Tagovailoa der vierte Quarterback, den Alabama in den letzten Jahren zeigte. Laut ESPN ist Young 6’0“ (1,82m) und 197 Pfund (89,3kg) schwer. Es gibt momentan keine heißere Diskussion um ihn als seine Größe und seine Masse. Andere Quellen besagen, er wäre kleiner, was für einen Quarterback eher nachteilig wäre in der NFL. Daher ist das Combine mit der offiziellen Vermessung sehr interessant und wichtig, in dieser Veranstaltung werden die jungen Spieler auf Herz und Nieren getestet. Denn Scouting ist bei einem Quarterback in Sachen Größe, Masse und Statistiken bei weitem nicht beendet. Young gewann in der Season 2021 die Heisman Trophy, wo er zugleich auch direkt zum MVP (Most Valuable Player) ernannt wurde. Mit seiner Leistung 2021 erhielt er zudem den Titel “AP College Football Player of the Year”. Um einmal die Statistiken vorzustellen: erbracht wurden in zwei Seasons als Starter der Crimson Tide ganze 8356 Yards Passing Yards, 80 Touchdowns, nur 12 Interceptions und eine Completion Rate von 65,8%. 

Bryce Young hatte 2022 eine eher schlechte Season. Unter dem Offensive Coordinator Bill O’Brien sahen seine Receiver miserabel aus. Aber man muss Young zusprechen, dass er eine wahnsinnig gute Pocket Pressenz zeigt. Er lässt sich Zeit bei seinen Reads und beobachtet das ganze Feld, der auf die richtigen Momente wartet. Durch seine sehr gute Übersicht, sein Verständnis für die Defense und sein sehr gutes Ball Placement, erschafft er auf allen Ebenen eine starke Gefahr. Sein Wurfarm ist einer seiner besten Argumente. Er ist zwar nicht auf dem Niveau eines Patrick Mahomes, spielt aber auf einem hohen Level. Das hilft ihm, ein solides Match über einen großen Raum zu erzeugen. 

Meine persönliche Meinung besteht darin, dass Young am besten im Short Pass Game spielen kann. Seine Präzision und Geschwindigkeit im kurzen Ball ist Elite und schafft es, enge Fenster zu sehen und bestens zu platzieren. Hierzu kommt, dass man Young kaum aus der Ruhe zu bringen vermag. Seine Reaktion während des Drucks ist nicht überhastet und selbst beim Roll-out aus der Pocket überzeugt Young mit einer starken Performance sowie qualitativen Würfen. Für mich ist Young ein klarer Fall, jedes Team mit Quarterback Need kann ihn gebrauchen. Meine einzigen Fragezeichen sind bei ihm die Größe. Sollte er 6’0″ groß sein, sehe ich keinen Grund ihn nicht zu holen. Vom reinen Tape her gibt es auch nirgendwo Fragezeichen. Einzig die Spiele gegen LSU und Arkansas waren eher schwächer, ansonsten hat er eine makellose Statistik.

CJ Stroud – QB – Ohio State

Nun kommen wir zum vielleicht zweitbesten Quarterback, womöglich auch eines der interessantesten Prospects des 2023er NFL Drafts. Er ist nach Justin Fields (Chicago – 2021/1st – 11th) und Dwayne Haskins (Washington – 2019/1st – 15th) der dritte Quarterback von Ohio State, was sehr wahrscheinlich mit dem Head Coach Ryan Day zusammenhängt. Es sollte kein Geheimnis sein, dass er durch die starken WR dieses Colleges sehr in Frage steht. Sein größtes Aushängeschild sind hier seine starken Statistiken und seine Beweglichkeit. Man kann beobachten, dass er sehr aktiv in der Pocket ist. Für mich selbst gehören hier einmal zum Vergleich seine erspielten Daten hin. 8123 Passing Yards, 85 Touchdowns erworfen, nur 12 Interceptions, 69,3% aller Pässe angekommen. Für mich selbst hat Stroud zwei deutlich bessere Jahre gehabt als Haskins oder Fields.

Bei der Tapeanalyse fällt mir aber auf, dass er sich oft schon vor dem Snap entscheidet, wen er anspielen wird. Stroud dreht sich dann sofort zu seinem Spieler an der Line of Scrimmage und spielt diesen ohne einen weiteren Read an, diese Art Würfe nennt man One Read Pass. Besonders gegen Penn State zeigt er das sehr extrem. Wenn er aus der Pocket ausbrechen muss, hat er riesige Probleme. Seine Pässe werden unpräzise, meist schlecht platziert und gespickt von Fehlern. Ich nenne als Beispiel für Probleme mit Druck das Tape gegen Northwestern 2022 und Iowa. Man erkennt dabei ganz deutlich, dass Stroud schnell aus der Fassung kommt. Man erwartet bei einem Quarterback, dass er mit solchen Situationen umgehen kann.

Kommen wir einmal jetzt zu den positiven Werten dieses Spielers. Stroud hat einen Wahnsinns Überblick, den er sehr gut für seinen Pass Instinct nutzt. Wenn man ihm die Zeit und die passenden Anspielstationen gibt, wird er super funktionieren und auch ein Team führen können. Im Tape fällt auf, dass er auch den Ball sicher anbringen kann, solange er nicht unter Druck gerät. Ich könnte mir gut vorstellen, dass man Stroud direkt starten lassen kann, aber mit einem Spieler wie Joe Flacco, Jimmy Garopollo oder einem Mike White als Mentor aufbauen und unterstützen muss. Seine zumeist bestehende Pass Genauigkeit ist eine seiner größten Stärken. Ich denke zudem auch, dass seine Pass First Mentalität in einer starken Pass Offense wie Tampa Bay gut funktionieren könnte. Es gab wohl angeblich auch Gerüchte dazu, dass Tampa Bay im Draft einen Sprung nach vorne machen möchte. Man sollte aber nichts glauben, bevor ein Deal feststeht. Viele Teams machen falsche Informationen, auch wenn es keiner sagt. Infos wie Chicago zuletzt, dass sie Fields traden wollen, um einen Quarterback im Draft zu nehmen. Alles um den Pick, den sie bestens verkaufen können, wertvoller zu machen. 

Zurück auf eine weitere Stärke von CJ: Ähnlich wie Bryce Young und dem Prospect, was als nächstes folgen wird, beherrscht er es, seine Offense nach einem Huddle umzustellen. Er nutzt die Zeit effizient, um die Defense zu lesen. Nun zum Schluss möchte ich nochmal erwähnen, dass Stroud diese Season mit zwei First Round Wide Receivern für das Jahr 2024 gespielt hat. Dabei hat er diesen beiden teilweise sehr kritische Würfe zugeworfen, mit denen manch ein NFL Wide Receiver aus der Walmart Abteilung nicht so umgehen könnte. Dennoch ist es ein Pluspunkt, dass Stroud auch mal Risiken eingeht und nicht nur sichere Würfe nimmt. 

Will Levis – QB – Kentucky

Will Levis spiegelt den Quarterback wider, bei dem ich zuerst absolut nicht verstanden habe, warum viele ihn so hypen. Körperlich habe ich absolut keine Bedenken, 6’3’’ (1,90 m) groß, 222 lbs (100 kg) schwer. Ein exzellenter Wurfarm und gute Beweglichkeit. Seine Stats sehen hingegen nicht so rosig aus, 5232 Passing Yards, 43 Passing Touchdowns, 65,7% Comp Rate, aber der Haken sind 23 Interceptions. Man merkt schon, dass dieser Spieler im Vergleich zu Stroud und Young absolut nicht nach einem Glänzer aussieht. Aber Will Levis ist das Beispiel, wieso eine Spieler Analyse aus mehr als Mock Draft Simulationen und Statistiken besteht. Rein vom Datenblatt hat mich dieser Spieler nicht richtig gereizt. Viele Tapes waren mir einfach nicht genug “Wow”. Ich muss aber zugeben, Levis hat im Laufe des Scoutings ein wenig mein Herz gewonnen. Man muss vorweg sagen, dass Will Levis eigentlich durchgehend Bretter, Stühle und Schränke in den Weg gelegt bekommen hat in Kentucky. Seine Offensive Line war wie eine Drehtür und seine Receiver sahen katastrophal aus. Dazu hatte Kentucky mit der SEC eine der härtesten Conferences der NCAA.

Kommen wir zu dem Teil, wieso Will Levis als ein Top Quarterback gesehen wird. Wir müssen uns hierzu tatsächlich anschauen, was er in den Spielen wirklich gemacht hat. Die Spiele, die ich als Maßstäbe und erste Sichtung nehme, sind die Partien gegen Georgia, Youngstown State und Tennessee. Gegen Georgia’s Defense zu spielen ist zum Beispiel eine Herausforderung. 64,5% Comp und ein Touchdown und eine Interception sehen nicht schlecht aus. Was mir hier gar nicht gefiel, war sein Runningback mäßiges Laufspiel. Viel zu aggressiv mit dem Kopf voran, absolut unverantwortlich und einer der größten Minuspunkte bei Will Levis. Es ist mir bewusst, dass heutzutage viele einen ziemlichen Hype auf laufende Quarterbacks haben. Aber wir wissen alle, dass der Helm nur bedingt schützt. Wenn der Quarterback wie Kevin Johnson in den Gegner fliegt, riskiert er eine Gehirnerschütterung. Gerade diese Art Verletzung ist eine sehr große Angelegenheit für einen Quarterback. Was diese Anrichten können, sehen wir bei Antonio Brown oder Andrew Luck. Da diese Position die teuerste und wichtigste Position ist, möchte ich, dass der Quarterback sich schützen kann und auch andere Verletzungsrisiken meidet. 

Zurück zu Will Levis, das nächste Spiel worüber ich reden möchte, ist Youngstown: Viermal gesacked worden, Zwei Interceptions. Die Leistung ist besonders bedenklich, da Youngstown ein absolut unbekanntes und für Top Spieler irrelevantes Colleges ist. In dem Spiel gegen diese Schule war direkt die erste Interception eine komplett falsche Entscheidung. Er warf den Ball in eine perfekte Man Coverage, wo der Verteidiger den Ball ohne Probleme fangen konnte. Die zweite Interception gegen Ende des Spiels war dann stark überworfen und landete direkt in den Händen des Verteidigers hinter dem angeworfenen Receiver. Ein Spiel, wo er zu viel wollte und oft einfach nicht den passenden Exit fand. Ähnlich wie gegen Tennessee, das Spiel war von vorne bis hinten eine absolute Nullnummer. 98 Passing Yards, kein Touchdown, drei Interceptions, 59,2% aller Bälle kamen an. Mehr als die Stats braucht man für das Spiel leider nicht zu erwähnen. 

Kommen wir einmal dazu, die Fähigkeiten von Will Levis zu analysieren. Seine Stärken sind ganz klar. Levis Wurfarm und seine sehr starken physischen Voraussetzungen sprechen mehr als deutlich für ihn. Er bewies in vielen Spielen, dass er auf allen Ebenen des Feldes die Bälle anbringen kann. Er macht seine Reads und analysiert gut das Feld, aber er traut sich zu viel zu. Receiver, die teilweise zu stark gedeckt sind, bespielt er aus der letzten Option und hofft auf Wunder. Er geht größere Risiken ein, was nicht immer schlecht sein muss.

Dennoch ist besonders sein schneller Release ein klarer Faktor für ihn. Freie Spieler wirft er nahezu sofort an. Dazu kommt, dass seine Spielweise vielseitiger als die von Stroud ist. Aber worüber wir bei ihm reden müssen, ist ganz klar sein Laufverhalten. Er riskiert für meinen Geschmack zu viel, auch wenn er für jeden Yard kämpft. Aber die Gesundheit des Quarterbacks hat oberste Priorität. Ein weiterer Punkt ist seine Präzision und seine Entscheidungen. Öfter sind diese nicht gut getroffen oder neigen in einem zu hohen Maß an Risiko. Ich zähle hier unter anderem die Interceptions gegen Youngstown State und Tennessee an. In beiden Spielen wäre es vermeidbar gewesen, da es offene Alternativen gab. Man muss ihm zugutehalten, dass die Entscheidungen unter Druck von der Defense Line passiert sind. Dennoch ist das ein Indiz dafür, dass Will Levis für mich noch kein Starting-Potenzial hat, aber deutliche Veranlagungen dafür aufweist.

Ich habe explizit Spiele angesprochen, die aus verschiedenen Gründen nicht gut waren. Ich empfinde es als wichtig, die Fehler eines Prospects zu kennen und einschätzen zu können. Gerade bei Quarterback Prospects ist aber bei jedem schlechten Spiel auch immer zu beachten, wie er mit der Situation des Fehlers umgeht. Es nützt nichts, wenn derjenige nach einem Fehler nicht mehr seine Mitte findet, weitere Fehler produziert und somit das Spiel verliert. Deshalb mein Fazit zu Will Levis: mir gefallen die Fähigkeiten und das, was er beweisen kann, sein Kampfeswille ist da, er lässt sich nicht unterkriegen und selbst aus der eher schlechten Mannschaft hat er einige super Wins geholt. Aber aus meiner Perspektive müsste man ihn wie Patrick Mahomes ein Jahr hinter einem starken und guten Quarterback aufbauen. Ich sehe hier wieder Spieler wie Jimmy Garopollo oder Mike White als Mentoren, auch ein Jacoby Brissett wäre eine Alternative. Da ich aber Will Levis nur ungern direkt starten lassen wollen würde, wäre Joe Flacco keine Option, den ich nicht mehr auf dem NFL Starter Niveau sehe und somit als Lehrer herausfällt.

Sind das alle Quarterbacks, die man nehmen kann?

Natürlich sind das nicht alle Quarterbacks der Klasse, dennoch wollte ich hier nicht den Rahmen sprengen. Ein weiterer Top-Name ist Anthony Richardson von Florida. Ich bin absolut kein Fan von ihm, weil er mir zu viel aus der Physis spielt, ähnlich wie Lamar Jackson. Ich selbst halte diesen Spielstil zwar für “Highlight Playstyle“, aber nicht auf ewig haltbar. Ich empfinde seine Würfe für zu inkonstant und seine Entscheidungen sehr auf den eigenen Lauf beschränkt.

Weitere Namen, die man hier nennen könnte : Tanner McKee von Stanford. Er ist der Nachfolger von Davis Mills und spielt in einem eher gezwungenen System. Ich würde mir wünschen, dass er ein Spiel in der NFL findet, womit er überzeugen kann. Seine Stärken gefallen mir sehr: er hat sehr gute Fähigkeiten mit dem Ball, kann sehr präzise werfen und manch einen unüblichen Winkel bespielen. Mir macht aber Sorgen, dass er unter Druck Null funktioniert, seine Pässe unpräzise werden und seine Fußarbeit einfach zu langsam ist, um einem athletischen NFL Edge Rusher zu entkommen. Ich würde mir wünschen, dass ein Team aus ihm ein Backup/Projekt Quarterback macht. Die Hoffnung, dass er im Draft mit dem Combine weit nach oben rutscht, ist noch nicht erloschen.

Des Weiteren hat man im Draft den Quarterback, der Tennessee zu einer Wahnsinns Season geführt hat. Die Rede ist von Hendon Hooker. Talentiert ist er, sehr gute Präzision, starke Mobilität, aus meiner Sicht wäre er ein 2nd oder 3rd Year Starter. Sollte Tua Tagovailoa ausfallen, wäre Hooker ein guter Backup bei den Dolphins zum Beispiel. Dennoch gibt es einen großen Faktor in dieser Thematik: er ist bereits 25 Jahre alt. Zum Vergleich, Justin Herbert ist 24 Jahre alt und bereits seit 2020 in der NFL. Mit diesem Faktor hat er einen klaren Nachteil in der Liga, denn die meisten konnten mit 25 Jahren bereits 3-5 Jahre NFL Erfahrung sammeln. Ein weiteres Problem an der Personalie: Er riss sich das Kreuzband im linken Knie gegen South Carolina. Eine Verletzung, die ihn für 2023 eigentlich aus dem Spiel nehmen kann. Was nicht schlimm wäre, aber mit 25 Jahren braucht er jedes Jahr Erfahrung, was er bekommen kann.

So, das war es für diese Ausgabe. Ihr habt nun einen Einblick in die Quarterbacks des kommenden Jahres bekommen. Wenn ihr euch mehr zu Hooker, McKee, Richardson und Co wünscht, werde ich dem zeitnah nachgehen. In der dritten Ausgabe werde ich mir die Pass Rush Class genauer ansehen, die mit vielen sehr interessanten Spielern auflaufen wird. Von daher wünsche ich euch einen angenehmen Resttag. Was haltet ihr von den Spielern? Lasst es mich gerne wissen!

Bis dahin Horns Up, euer René B.

Hinterlasse einen Kommentar